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Nancy [FR] - Bau einer Straßenbahn anstelle der spurgeführten DUO-Busse um mindestens 5 Jahre verschoben

J. Lehmann - 12.02.2021

Die Metropole Großraum Nancy (20 Gemeinden, 250.000 Einwohner) verabschiedete am 11. Februar 2021 nach dreistündiger Debatte mit einer 2/3-Mehrheit das Projekt einer Straßenbahn zu verschieben. Das Projekt wird nicht aufgegeben, aber die schlechte Finanzlage der Gemeinschaft lässt eine Realisierung ohne Zurückstellen anderer Maßnahmen nicht zu. Stattdessen soll ab 2023 ein neues, effizienteres Busnetz in Betrieb gehen. Die Hauptlinien T2 bis T4 haben bereits eigene Fahrspuren, was schnellere Fahrten ermöglicht. Zusätzlich zu den Busspuren sollen diese nun eine Vorrangschaltung an Ampeln erhalten, selbst die derzeitige "Tram"-Linie T1 erhält bislang an keiner Ampel Vorrang. Dennoch stiegen die Fahrgastzahlen der rund 11 km langen Linie auf 50.000 Passagiere täglich. Innerhalb von sechs Monaten soll nun ein umfassender Plan für die gesamte Mobilität vorlegen werden. Dabei soll auch die Steigerung der Radnutzung durch die Einführung von 200 km „sichere Radwege“ im Großraum Nancy bis 2026 erreicht werden. 

Gemäß der Beschlusslage der vorherigen politischen Mehrheit unter dem langjährigen Bürgermeister André Rossinot bzw. seinem Nachfolger Laurent Henart sollten die spurgeführten Doppelgelenkbusse, für die die Herstellerfirma Bombardier nach 20-jähriger Betriebszeit keine Ersatzteile mehr vorhalten will, bereits Anfang 2023 durch eine Straßenbahn auf einem ersten Streckenstück ersetzt werden. Im Zuge einer fast zweijährigen Bauzeit sollte der Betrieb der spurgeführten Busse bereits zum 1.1.2021 eingestellt werden und durch einen Ersatzverkehr überbrückt werden. Nach dem Regierungswechsel nach der zweiten Runde der Kommunalwahlen am 28.06.20, bei der die von Mathieu Klein als Bürgermeisterkandidat angeführte Liste „Nancy en Grand“ die Mehrheit im Gemeinderat der Stadt Nancy erzielte, kamen die ersten Zweifel zur Realisierung des Straßenbahnprojekts auf. Bereits im Wahlkampf äußerte der neue Bürgermeister Bedenken zur Realisierung des Ende 2019 beschlossenen Straßenbahnprojekts für fast 500 Mio. Euro, da bereits vor der Corona-Epidemie durch eine hohe Schuldenbelastung große Schwierigkeiten erwartet wurden. Zudem plädierte der  für die Überprüfung des gesamten Netzwerks der Region und eine Verlängerung der Straßenbahn in die angrenzenden Gemeinden des Département Meurthe-et-Moselle. 

Das teuerste Bauteil am gesamten Straßenbahnprojekt war ein Viadukt über ein Parkgelände zur Minderung des derzeitigen steilen Anstiegs in den Stadtteil Brabois. Hier stellten die Planer der Metropole Ende Dezember 2020 angesichts des massiven Protests der Einwohner eine neue Planung vor, die nun eine Rampe um das runde Gebäude der Faculté des Sciences et Technologies vorsah.

Es bleibt zu hoffen, dass der Ersatz der 20 Jahre alten Doppelgelenkbusse durch elektrisch betriebene Busse erfolgt, wobei sich bei Weiternutzung der bisherigen Infrastruktur der Oberleitung serienmäßige Doppelgelenktrolleybusse anbieten.  

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